Mittwoch, 24. September 2014

Hosenschnitt

Alle (Nähbloggerinnen-)Welt versucht sich dieser Tage an der Konstruktion einer Damenhose.
Das halbe Web ist voll davon. Nach dem Betrachten vieler Bilder kann ich nur sagen: der durchschnittliche Frauenkörper im Alter von 30/40 plus ist nicht wirklich für Hosen gemacht. ;-)

Wie genau soll eine Damenhose sein?
Eine modifizierte Herrenhose? Eine Pyjamahose? Bequem - von tiefer Hocke bis Strecksprung, von 5. Position bis Spagat? Elegant, sexy und sportlich zugleich? Weit-eng, kurz-lang, hoher Bund, niedrige Leibhöhe, mit-ohne Taschen? ;-)
Die sich sehr um den idealen Schnitt bemühenden Frauen haben alle ein Ziel: eine Hose zu konstruieren, die all das mitmacht und allen gleich gut steht. Ich glaube nicht, daß sie damit wirklich Erfolg haben werden, aber ich wünsche allen viel Glück und ein gutes Händchen!

Nicht jeder Hosentyp steht jeder Frau.
Ich beispielsweise bin kein Bundfaltentyp. Bundfalte steht mir nicht. Es sieht seltsam aus, mit merkwürdigen überflüssigen Beulen zwischen Taille und Bauch. Einzige Ausnahme: die extrem weiten Marlene-Hose. Diese sieht gut aus, weil sich die Hosenbeine nicht wieder zum Knie hin verjüngen, sondern der Stoff frei bis zu Boden herunterfällt.
Ich bin eher der Jeans-Typ. Bzw. unkomplizierte Hosenschnitte im Jeans-Stil, mit geradem Bein oder ganz leicht ausgestellt, und lang, stehen mir am besten.

Selbst einen Schnitt zu konstruieren, ist mir noch nicht eingefallen, da ich - zum Glück! - zwei gut genug sitzende Schnittmuster habe. Eines von Burda, eines von Ottobre. Mit ein paar kleinen Anpassungen habe ich sie für mich optimiert.

Bund: Meine Lieblingsbundstelle ist 2-4 cm unterhalb meiner natürlichen Taille. Ich verwende deswegen immer einen leicht gebogenen Formbund.

Reißverschluß: alle meine Hosen haben einen Reißverschluß vorn. Seitenreißverschlüsse mag ich nicht, Optik hin, Optik her. Ich empfinde einen Reißverschluß als wichtiges Design-Element, der auch etwas von unvorteilhafteren Bauch-Ansichten ablenkt. Außerdem ziehen sich die Hosen so besser an, und ich bin daran gewöhnt.

Rückwärtige Abnäher oder Sattel: ist letztendlich eine Frage der Optik. Bei Jeans folgt ein rückwärtiger Sattel der natürlichen Körperform am besten, aber ein gutplatzierter Abnäher tut dieselbe Arbeit. Die meisten Hosenabnäher werden mittig im Schnitteil plaziert - warum auch immer. Ich versetze die Abnäher immer etwas Richtung Seitennaht, da diese Position meinem Achterteil am besten entspricht. Vordere Abnäher setze ich so an, daß sie auf Höhe meines natürlichen Beckens sitzen, wo sie gebraucht werden. Ich habe auch schon englische Abnäher verwendet - super Sache! Bundfalten dort einlegen, wo sie am Körper am besten aussehen - was aber nur selten der Schnittmustervorgabe entspricht.

Hosentaschen: ein must have. Ohne geht es nicht. Oder nur schwer. Die Hosentaschen bei gekauften Hosen neigen ja häufig dazu, sich selbsttätig nach außen zu krempeln, was ich nicht ausstehen kann... und weswegen ich jahrelang Hosen ganz ohne Taschen genäht habe. Bis mir eine gute Idee kam. Mein spezieller Trick, damit sich die Hosentaschen bei Jeans nicht so unschön an den Hüften herausbeulen: die Hüftpasse von den Hüftpassentaschen verlängere ich bis zur vorderen Mitte, wo ich sie mit dem Reißverschluß mitfasse. Funktioniert hervorragend, hält das Innere der Taschenbeutel drinnen und stützt gleichzeitig den Bauchbereich ein wenig. Das sollte auch mit den schrägen Eingrifftaschen von Bundfaltenhosen klappen.

Zuschnitt: Ein wichtiges Kriterium für gute Paßform ist auch der Fadenlauf. Die Hosen sitzen bei mir nicht so gut, wenn ich beim Zuschnitt exakt den vorgegebenen Fadenlauf beachte - sie sitzen viel besser, wenn ich die Schnitt-Teile leicht schräg auflege, um ca. 5 bis maximal 10 Grad gegen den Fadenlauf. Keine störenden Schrägzüge mehr, so gut wie keine Falten. Das funktioniert natürlich nur bei Stoffen in Leinwandbindung oder Köper. Bei Cord oder Streifen geht das leider nicht.

Material: mein Lieblingsmaterial ist ein leicht stretchiger Baumwollstoff, Jeans oder Twill. Für offiziellere Hosen auch Gabardine oder Wolltuch. Für Freizeithosen leichtes Leinen und Baumwolle - wobei ich da viel mehr Wert auf Bequemlichkeit als auf perfekte Paßform lege.

(meine) Arbeitszeit: pro Hose ca. 2,5 Stunden. Ohne Bügeln. ;-)

Viel Spaß beim Nähen und Tragen der selbstgenähten Hosen!
Sathiya

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