Freitag, 24. Mai 2013

Nähirrtum Nr. 7

  1. jeder der eine Nähmaschine hat kann nähen
  2. Schnittmuster muß nicht angepaßt werden
  3. Zuschnitt braucht nicht so exakt sein, das zieht sich beim Nähen zurecht
  4. Nahtzugabe anzeichnen ist überflüssig
  5. Probeteil nähen nicht nötig
  6. welche Nähmaschine ist egal, Overlock unverzichtbar
  7. Stecknadeln oder Heften mit Nadel und Faden überflüssig, ich laß es weg, um Zeit zu sparen
  8. Stoffpreis und -qualität sind eigentlich egal
  9. ich bin zu blöd - ich kann das nicht
  10. ich brauche keinen Nähkurs
  11. Bügeln und Vorwaschen - frißt nur Zeit, das lass ich weg
  12. Nähtechniken - Reißverschluß, Knopfloch, unsichtbarer Saum sind zu schwer.

Das "Heften mit Nadel und Faden oder Zusammenstecken mit Stecknadeln schenke ich mir, das kostet nur Zeit",  ist der nächste Nähirrtum. Man glaubt nicht, wie weit verbreitet er vor allem unter Hobbyschneiderinnen ist.

Die toughe Näherin denkt sich - ach, das hab ich mal schnell unter der Maschine durchgezogen... und zieht durch und sieht - ach nee - und setzt sich mit ihrem Nahttrenner hin und trennt. :-)

Selbstverständlich kann auf Heften oder Stecken verzichtet werden bei einfachen Nähten, die 50 cm nur geradeausgehen oder sehr kurz sind, bei selbsthaftenden Stoffen (wie Stoffen in Leinwandbindung, Leinen usw.), oder bei Stellen an der Näharbeit, wo es nicht so auf Präzision und Exaktheit ankommt, aber schon bei Jerseys, Nickistoffen, rutschigen Futterstoffen, Synthetikfaserstoffen würde ich auf keinen Fall darauf verzichten und mindestens alle paar Zentimeter Stecknadeln platzieren. Seide würde ich generell immer heften (mit feinem Nähgarn).
Kunstleder und Leder sollte allerdings nicht gesteckt oder geheftet werden, sondern geklebt. Auch Quiltklammern, Quiltclips oder große Büroklammern haben sich bewährt.

Tips zum Heften:
zum Heften mit großen Vorstichen und normalem Nähgarn (am besten in Kontrastfarbe) nähen
Warum Nähseide und nicht Heftgarn? - ich bevorzuge sie, weil sie dem Stoff am besten entspricht, das handelsübliche Heftgarn ist mir zu grob und zu dick
Wer nicht heften mag, steckt die Teile mit Stecknadeln zusammen
Neue, spitze Stecknadeln verwenden, die Nadeln am besten quer zur Naht stecken, dann kann später mit der Maschine vorsichtig darüber genäht werden (nicht bei Overlock-Maschinen machen!), bzw. die Nadeln  während des Nähens 1cm vor dem Nähfüßchen fortlaufend herausziehen.
Den Heftfaden nach dem Zusammennähen und vor dem Versäubern entfernen.

Und zum Schluß noch ein wichtiger Vorteil: das Heften bzw. Zusammenstecken von Schnitteilen erlaubt die sofortige Kontrolle darüber, ob das Stück auch korrekt zusammengesetzt ist bzw. eine (grobe) Kontrolle der Paßform (z.B. ob der Ärmel auch im richtigen Armloch sitzt). Einfach vor sich hochhalten und kritisch mustern... damit erspart die kluge Frau sich viel Nahttrennerei!   :-)

Der Nähtipp wendet sich vorwiegend an die fortgeschrittene Hobbyschneiderin und bezieht sich auf die Anfertigung von Kleidung und kniffligen Accessoires, nicht unbedingt Patchwork (wobei - auch da sollte mindestens gesteckt werden, sofern es auf Exaktheit ankommt).
Jemand mit professioneller Schneiderausbildung lacht womöglich und sagt - und das zu Recht - in der Zeit, in der die anderen mühsam und sorgfältig eine Naht geheftet oder gesteckt haben, habe man locker drei Ärmel eingenäht. Das ist wohl so. Das nützt aber erst mal niemandem. Davon wird die Hobbyistin leider auch nicht besser nähen können, da wie bei allem, nur die Übung den Meister bzw. die Meisterin macht.

Wer meint, locker darauf verzichten zu können, nur zu!
Ich nähe seit Ewigkeiten, und ich stecke fast alle Nähte bei Kleidung (bei Unterwäsche bzw. BH´s alle 15 Millimeter), sehr rutschige Stoffe hefte ich - nur Hosenbeine nähe ich in einem Rutsch ohne eine einzige Stecknadel.

Viel Spaß beim Nähen und gute Erfolge - und der Mehraufwand beim Heften/Stecken  ist nicht umsonst, er belohnt einen mit einem perfekten Ergebnis.

Schöne Grüße, Sathiya

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