Mittwoch, 30. Januar 2013

Was der MMM für mich bedeutet

in Antwort auf die Frage von hier:
http://memademittwoch.blogspot.de/2013/01/frage-was-bedeutet-der-mmm-fur-euch.html

 Der Text meiner Antwort beim MMM ist zu lang geworden, da hat mir der MMM-Blog die "Charakterfrage" gestellt. Deswegen die vollständige Version hier: 

Liebe MMM-Mädels,

erst einmal tiefen Dank für Eure Arbeit und Mühe mit dem me-made-Mittwoch. Ist eine schöne Sache.

Liebe Teilnehmerinnen, großes Kompliment für euren Mut, Kraft, Phantasie, Energie, beim MMM mitzumachen und euch und eure selbstgemachte Kleidung zu präsentieren. Manches Mal hat es der einen oder anderen gewiß außerordentliches abverlangt, sich selbst - unsicher über die Wirkung nach außen und wer einen alles so sehen könnte - so fast intim darzustellen. (Meine Kritik an Tragebildern kommt noch)

In jedem Fall, nochmals vielen Dank für die Idee des MMM, ich habe mit Freuden gelesen, wieviele Frauen dadurch (wieder) zum Nähen gekommen sind. Das erfüllt mich mit Freude und Stolz. Weiter so!!

Was der MMM mir bedeutet? Leider nichts mehr. Zu Anfang habe ich einige Kleidungsstücke gezeigt, die ich persönlich als besonders schön und gelungen angesehen habe, und ich irgendwie der (irrigen) Meinung war, das würden alle so halten. Stattdessen sind überwiegend die berühmten Joannas, Knotenkleider, Damenkleider aus Kinderstoff (Zustimmung den Schreiberinnen, die das vor mir kritisch erwähnt haben!) usw. zu sehen. Ab und zu ein Highlight. Und ich sehe mir jeden Beitrag an, wenn mich das Mini-Bildchen interessiert. Aber ich habe das Sichten auch schon wochenlang ausgelassen, weil mir der Pep fehlte, das Besondere. Ein "MMM advanced" wäre vielleicht eine Lösung für die, die sich über das Anfängerstadium weiterentwickeln wollen, etwa so, wie von siebensachen und anderen angeregt. Ich würde das begrüßen, und meine eigene Teilnahme vielleicht wieder in Erwägung ziehen.

Ich nähe seit über 20 Jahren alle meine Kleidung selbst, insofern hat mich der MMM persönlich nicht weitergebracht. Ich verstehe aber die Bedeutung, die eine solche Möglichkeit, die selbstgenähten Sachen zu präsentieren, für eine Nähanfängerin oder auch Fortgeschrittene haben kann. Mich irritiert allerdings, welch hohen Stellenwert bei manchen das Feedback in Form von Kommentaren oder der Termindruck (immer mittwochs!) hat, daß (allein) daraus die Motivation gezogen wird, ein Stück fertig zu stellen. Lob und Anerkennung, aber auch Kritik sind sehr wichtig, aber die Motivation sollte doch aus einem selbst kommen?

Was der MMM mir gebracht hat: Ich habe leider außer einem einzigen Schnittmuster bisher nichts nähtechnisch interessantes für mich gefunden... aber ich habe dafür eine ganze Reihe von Blogs gefunden, in denen ich oft lese, aber selten kommentiere (wegen des Blogger-Manifestes, das ich so interpretiere, daß entweder ein positiver Kommentar oder überhaupt keiner erwünscht ist, und daraus meine Konsequenzen gezogen habe), und ein paar, in die ich manchmal reinschaue, als stiller Zaungast.

Und nun mein größter Kritikpunkt: die Tragebilder. Ich bin überhaupt nicht davon begeistert, wirklich nicht. Es sollte doch jeder Teilnehmerin selbst überlassen bleiben, wie sie ihre Sachen präsentiert.

Ich habe mit den Tragebildern noch ein anderes Problem, das Imke weiter oben schon angesprochen hat: das Schlüssellochprinzip. Irgendwelche zufälligen Leser stolpern über den MMM, lesen, da sind Tragefotos und machen sich ab da gezielt über die teils unvorteilhaft geschossenen Privatbilder der teils "unbedarften Damen" lustig. Das wünsche ich für meine Person nicht.
Da leider die neu formulierten Regeln Tragebilder zwingend vorschreiben - habe ich für mich eine weitere Teilnahme abgehakt, solange darauf bestanden wird.

Ich hoffe, ihr konntet mir bis dahin folgen. :-))

Das Beste am MMM ist wahrlich, daß Respekt für des Herstellen von Kleidung gelernt wird, und eine gewisse Demut. Läden wie KiK und NKD werden dadurch hoffentlich auch mit anderen Augen gesehen.

Für mich ist das Tragen von selbstgemachter Kleidung keine Frage von Stolz oder erhaltenen Komplimenten, ich trage sie so oder so. Dahin sollten sich die MMM-Damen hinbewegen – zu einem Gefühl der Selbstverständlichkeit des Tragens von mit eigenen Händen hergestellter Kleidung, wie es früher einmal eine war. Jedenfalls würde ich mir das wünschen.

Und noch etwas wichtiges fällt mir ein, gerade auch nach der Lektüre aller Kommentare beim MMM: man lernt Akzeptanz fremder Meinungen und fremder Geschmäcker und Lebenssichten.
Das ist das wertvollste, was ich persönlich daraus mitgenommen habe.

Liebe Grüße, Sathiya
(die auch erst anonym schreiben wollte - aber ich stehe mit meinem Namen für meine Meinung, und einen Blog habe ich auch ;-) )

2 Kommentare:

  1. Grossartige ansprache!
    ich habe vermutlich nicht alle kommentare aufmerksam gelesen, denn die idee mit advanced fänd ich auch toll,vorausgesetzt, es entspricht meiner vorstellung davon- ein plattform,wo man nicht nur zeigt,sondern auch erklärt-praktisch wissenaustausch, wo man auch daran interessiert ist,besser zu werden,statt die mengen zu produzieren.
    ich weiß nicht ,ob solche meinungen nicht eh zu minderheit gehören.
    ich habe die gleiche einstellung was manifest und kritik betrifft. manifest halte ich schicht und ergreifend für rassistisch und diskriminierend und irgendwie zum heuchelei auffordernd. wie ich schon sagte, ich kommentiere je nachdem,ob meine kommentare ge/erwünscht sind, ob das sinn macht, jemandem zu helfen. shcliesslich investiere ich dabei meine zeit,indem ich bestimmte links oder bilder raussuche,die weiter helfen könnten.
    ich würde mich auf jeden fall feuen, deine kritische meinung bei mir zu lesen.
    denn ich bin der meinung,dass kritik mich weiterbringt,mir hilft,besser zu werden,zeigt mir aus den anderen perspektiven.irgendwann ist man betriebsblind.natürlich muss sie dabei hand und fuss haben.wenn ich kritik äussere gebe ich dabei meistens ganz konkrette hinweise wie man es dann anderes machen könnte/sollte.

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    1. Vielen Dank für Deine Antwort bei mir!

      Ja, ein advanced-MMM wäre wirklich mal eine Idee - wobei es um Klasse statt Masse gehen sollte. Und eine Teilnehmerin tatsächlich was lernen könnte, indem sie ehrliche Kritiken und Meinungen zu ihrem Werk erbittet und auch bekommt.
      Anstatt sich gegenseitig darin zu überbieten, möglichst billigen Stoff vom Markt zu "vernähen" (oh, ich verabscheue diesen Ausdruck...!!), sollten die Frauen lieber gutes, hochwertiges Material verwenden. Es gilt beim Nähen und Schneidern dasselbe wie beim Kochen: die Qualität des Endergebnisses steht und fällt mit der Qualität der Zutaten. Da gibt es kein Aber.
      Und ich kann, ebenso wie Du, meist schon allein vom Anblick her die Qualität eines Stoffes beurteilen, das Berühren und Tasten brauche ich nur selten. Ich finde es traurig, daß das Bewußtsein und Gefühl für hochwertiges Material verlorengegangen ist.

      Ich habe mir einen Wintermantel gemacht, vor 9 Jahren schon, dessen Stoff mit 70 €/m etwas teurer war - aber er sieht nach all den Wintern, die ich ihn anhatte, noch aus wie neu. Ich könnte wetten, daß kaum eine der Damen, die letztens beim Wintermantel-Sew-Along teilgenommen haben, darauf geachtet hat und sie lieber deutlich billigere Stoffe verarbeitet haben.
      Das wäre auch ein Punkt, wo ein MMM advanced greifen würde - das Bewußtsein dafür, was die eigene Arbeit wert ist, sollte sich auch in der Hochwertigkeit der Zutaten widerspiegeln. Allerdings erliegen so viele dem Irrglauben, sie hätten ja eine Nähmaschine, also könnten sie auch nähen... (siehe meine Mini-Serie Nähirrtümer)
      Sollen sie sich Shirts, Valeskas, Joanas, sonstwas nähen, wie sie wollen, bitte.

      Ach, ich bin immer noch gereizt, bitte entschuldige.

      Ich werde ab sofort gern bei Dir kommentieren, wenn mich ein Post oder eine Technik besonders interessiert, ja? Ich freue mich darauf.

      Liebe Grüße, und ich freue mich, daß Du mir Deine Meinung ehrlich mitgeteilt hast, ich weiß das sehr zu schätzen!
      Sathiya

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