Freitag, 7. Dezember 2012

Korsett 4

Teil 4 der Serie.
Es ist fertig.
Nein, es gefällt mir nicht besonders. Warum: die Verarbeitung ist verbesserungswürdig, die Kenntnis diverser Nähtricks hätte mir vorher geholfen, aber im Web war nichts zu finden, und überhaupt - selbst ist die Frau. :-)

Also: mit Stäben versehen, mit Einfaßband oben und unten, Ösen vorn und rückwärtig eingeschlagen, Kordel gehäkelt und durchgefädelt. Geschnürt. Gestern saß den ganzen Abend ein Kissen mit Korsett auf dem Stuhl...  :-) zu meinem nicht geringen Schrecken heute morgen. Hatte ich aus meiner Erinnerung ausgeblendet.

Nähkritik:
Stoffe:
Die Stoffe für Außenseite und Innenseite möglichst gleichzeitig bügeln. Am besten, es werden von vorn herein Stoffe verwendet, die einen ähnlichen Ausdehnungskoeffizienten haben. Jeansstoff ist weniger geeignet, wie ich feststellen durfte. Zieht sich an Stellen zusammen, die man nicht vorhersehen kann. Dank sei der Köperbindung.

Schnitteile:
Die Schnitteile markieren. Am besten kleine Zettelchen mit Stecknadeln daran befestigen, sonst rät man sich einen Wolf... und trennt öfter auf, als einem lieb ist. Wichtig ist auch, zu wissen, wo oben ist :-), sonst naja. Trennen wir mal wieder...
Womit ich normalerweise nicht gut zurechtkomme: mit von vorn herein im Schnittmuster zugegebenen Nahtzugaben. Das kann ich nicht leiden. Bei den meisten amerkanischen Schnittmustern ist das leider der Fall, damit muß frau entweder leben oder sie kauft eben keine. 1,5 cm sind mir normalerweise zu breit, ich bevorzuge 1 cm, oder bei Dessous 6-7 mm.
Hier war das nicht so schlimm, im Gegenteil, es hat die Nähte und das gesamte Teil stabilisiert.

Tunnel: es gibt die Variante sichtbar und unsichtbar. Unsichtbar heißt, die Tunnel werden ins Innenfutter genäht und dieses danach mit dem Außenstoff verbunden. Sichtbar heißt: Außenstoff und Futter werden zusammengeheftet und die Tunnel durch beide Lagen durch aufgenäht.
Beim Aufnähen der Tunnel auf der Seitennaht beginnen. Immer abwechselnd einen aufs Vorder- und Rückenteil nähen. Oberstoff und Futter gut glatt ziehen. Nach Möglichkeit nach jedem fertigen Tunnel bügeln, um die Außen- und Innenseite des Korsetts synchron zu halten. Wie bei einem Quilt von innen nach außen arbeiten. Kanten am Schluß nach dem letzten Bügeln nochmals ausmessen und begradigen.
Generelle Kritik: ich habe das nicht berücksichtigt und deswegen wirft das Teil Falten, wo keine hingehören. Zum Glück ist der Stoff so wild gemustert, daß es einem nicht weiter auffällt. Aber ich weiß, wo die Schwächen liegen... und sehe sie deshalb auch.

Boning (Stäbe):
Die Stäbe probeweise einschieben. Bei Plastikstäben geht das problemlos, bei Metallstäben, besonders dem geringelten ist es schwierig, da sich die Ringe in den Fäden verhaken.
Stäbe ausmessen (Tunnellänge minus 3 cm), abschneiden und rund schneiden. Wer will, kann die Enden noch feilen, um ein Durchstoßen des Stoffes zu verhindern. Bei Metallstäben kommt deswegen ja eine Endkappe drauf.
Die Plastikstäbe kommen als Meterware, sie sind aufgerollt und deshalb gebogen. Das kann man zur Formung des Korsetts ausnutzen. Gefällt einem das nicht, kann man die Stäbe in warmes Wasser einlegen und gerade biegen.

Einfassen:
Ober- und Unterkante mit Schrägband einfassen. Am besten innen annähen, nach außen umschlagen und knappkantig feststeppen.

Schnürung:
Ösen anbringen. Ich habe kleine Ösen verwendet und den Stoff nicht nochmals verstärkt. Das werde ich beim nächsten Korsett anders machen: Größere Ösen verwenden und den Stoff verstärken.
Per Hammer und Einnietwerkzeug von Prym geht das ganz gut. Ideal wäre ein Spindelwerkzeug (das ist mir aber zu teuer für meine paar Ösen), vielleicht kann frau auch irgendwo ein solches Werkzeug mitbenutzen? In einer Schneiderei oder Schusterwerkstatt?
Die Schnur habe ich aus dünnem Garn selbst gehäkelt, Luftmaschen und Kettmaschen. Sie ist erst mal hinreichend stabil. Fürs nächste Korsett überlege ich mir, Schnürkordel zu verwenden. Oder häkeln und noch eine weitere Runde Kettmaschen draufzuhäkeln. Aber das ist mein geringster Kritikpunkt...

Und nun - die Fotostrecke! (Endlich... langes Gerede, das  *g*)




Ergänzung: (auf Anregung aus einem Kommentar auf Sathiya 1) 
Meine Schnürtechnik ist noch nicht ausgereift. Am besten, ich arbeite mit zwei Kordeln, die ich jeweils von oben und unten einfädele und mich auf diese Art langsam zu Mitte vorschnüre. Oder von der Mitte ausgehend. Es gibt noch viel auszuprobieren!
Den Vorderverschluß werde ich auch noch überdenken und eventuell mit Miederhaken arbeiten.

Enjoy, Sathiya

4 Kommentare:

  1. Hallo
    Also ich finde dein Korsett erst mal echt schön!
    Darf ich dir ein paar Tipps geben?
    -Schnürung hinten: Da nimmt man 1 ganz langes Band. ABER gezogen und später auch die Schlife sind mittig. Das kannst du aber gut googlen, da hat es mein Mann auch her. Und der ist mittlerweile mein Schnür- und Einfädel-Meister *grins*
    -Als Band kannst du Schnürkordel sehr gut nehmen. Wobei ich auch gerne 1cm breites Satin-Stoff-Geschenkband nehme... Das ist stabil, lässt sich gut binden und manbekommt es in vielen Farben.
    -Außerdem könnte der Schnitt oben (vorn an der Brust) und unten vorne wie hinten etwas schmaler sein, da ist es dir fast zu weit oder?
    -Es gibt spezielle Korsett-Schließen für vorne. Die finde ich pers. sehr gut.

    Soo jetzt hab ich dir einen Roman geschrieben....
    Ich hoffe, ich bin dir jetzt nicht auf die Füße getreten, das will ich nämlich ÜBERHAUPT nicht! Susanne,
    die dein Korsett wirklich toll findet!

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    1. Vielen Dank für Deine Anregungen!

      Ich fühle mich in keiner Weise zugetextet oder bevormundet, ganz im Gegenteil, danke für Deine Tips! Da es ja sowieso das erste Korsett überhaupt war... :-)) und ich für jeden Hinweis dankbar bin.

      Und nein, es ist mir nicht zu weit - glaube ich. Ich hatte es nur nicht fest genug zusammengeschnürt - atmen wollte ich ja auch noch. *lach* Mittlerweile hab ich etwas mehr Übung und bekomme es fast auf Stoß geschnürt - und lebe noch. Und nun sitzt es auch besser, wie angegossen. Eine Korsettmeisterin sieht das vielleicht anders, aber für mich reicht es erst mal... :-)

      Die verschiedenen Korsettschließen habe ich mir angesehen - das ist irgendwie noch nichts, vielleicht bei einem späteren Modell.
      Jetzt ist erst mal meine Große dran, sie hat sich auch eins gewünscht. Deine Tips werden gleich umgesetzt, vor allem was die Schnürung angeht. Häkelkordel ist nicht wirklich toll... aber gut, um zu wissen, wieviel Meter man ungefähr braucht. Satinband oder echte Schnürkordel, alles klar.

      Danke nochmal, und liebe Grüße, Sathiya

      Das neue Modell kommt demnächst in den Blog, hoffe ich.

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  2. ich finde dein korsett super.
    die schnürrung würde ich allerdings nur hinten machen.
    falls du mehr wissen über korsett nähen haben möchtest,ich bin grade zugange mit einer korsettmeisterin aus russland. und habe über meine erfahrungen sehr ausführlich gepostet. guck in meinem blog beim label korsett.
    wir arbeiten an der konstruktion schon seit über 1 monat.ich bin schon weiter,habe aber nocht nciht gepostet.
    wenn man das so perfekt haben will wie ich ich es will,dann wird das noch dauern.

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    1. Danke für das Lob. ;-)
      Ich habe es exakt nach Vorschrift gemacht - als Probestück sozusagen, und es war eben jeweils eine Schnürung vorn und hinten vorgesehen. Daß das nicht ganz so praktisch ist, merkt man erst, wenn man es anziehen will... na, aus Fehlern lernt man. Und mit etwas Übung - ich brauche nur 5 Minuten, es anzuziehen und zuzuschnüren und weniger als 1 Minute, um es auszuziehen. Übung macht den Meister... :-))

      Das zweite nach demselben Schnitt ist auch schon fertig, auch mit Vorderschnürung. Nr. 3 wird dann mit Haken zugemacht... falls ich noch eine Nr. 3 aus demselben Schnittmuster nähen sollte.

      Deine Posts zur Schnittkonstruktion und Anpassung eines Korsetts habe ich mit großem Interesse verfolgt und bin sehr gespannt auf die Fortsetzung. Die russische Korsettmeisterin macht ja Sachen, die sind einfach unglaublich!!! Unglaublich schön, davon kann ich nur träumen...

      Bis bald auf Deinem Blog,
      Lg, Sathiya

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