Sonntag, 16. Dezember 2012

Handschuhe 2

 
Schnittmuster konstruieren:
Maße, die unbedingt erforderlich sind
Handumfang auf Höhe der Knöchel, Handumfang auf Höhe des Daumenballens
Länge der Hand (Handgelenk-Mittelfinger), Umfang der Finger, Länge des Daumens, Umfang des Daumens an zwei Stellen, Position des Daumenballens, Handumfang geballt.

Die Hand auf ein Blatt Papier auflegen, möglichst gerade (Mittelfinger sollte Fortsetzung des Unterams bilden), Daumen abgespreizt, und mit einem Stift den Handumfang nachfahren - Aufriß. Die Finger möglichst gerade und zusammenlassen. Die Hand eincremen und genau auf den Umriß drücken (einfärben geht auch, ist aber eine S---ei), so markiert sich die genaue Position des Daumens. Den Umriß so bearbeiten: ca. 5 mm neben der Zeigefingerlinie falten (den Daumen wegknicken), das wird die "Mitte" des Handschuhs. Die zweite Handschuhhälfte anzeichnen, ausschneiden. Handfläche und Handrücken markieren. Die Fingereinschnitte einschneiden. Am Handrücken ca. 1 cm tiefer als an der Handfläche.
Nun ist Design gefragt, das richtet sich nach der Nähweise und dem gewünschten Effekt: schmal aussehende Finger, innenliegende Nähte, rustikalere Finger, Außennähte und alle Kombinationen davon, sowie Abnäher auf dem Handrücken. Später davon mehr.
von hier: http://www.threadsmagazine.com/item/8892/patterns-for-gorgeous-gloves

Der Einfachheit halber sind Handrücken und Handfläche weitgehend gleich, sie unterscheiden sich nur in der Tiefe der Fingereinschnitte und natürlich der Position des Daumenloches.
Die Seitenteile der Finger werden so ermittelt: Fingerumfang messen, Aufriß der Finger ausmessen (am Schnitt), diesen verdoppeln, die halbe Differenz ergibt grob die untere Breite eines Seitenteiles. Fingerlänge messen (vom Fingerzwischenraum bis knapp zur Kuppe des einen Fingers und zur Kuppe des Nachbarfingers), das ergibt die Länge des Seitenteiles, dieses nach oben spitzer zulaufen lassen. Pro Finger 2 Seitenteile, außer Zeige- und kleinem Finger (da wird die halbe Breite des Seitenteiles dem Schnitt seitlich zugegeben), V-förmig aufzeichnen. (die längere Kante ist dem Handrücken zugewandt)

mein eigenes Schnittmuster. 
Den Daumenausschnitt habe ich bequemerweise seitenverkehrt in den Handrücken geschnitten.

Die Handbreite am Schnitt: Aufriß ausmessen, die erforderliche Mehrweite anzeichnen und harmonisch zur Seite auslaufen lassen. Fürs Handgelenk analog verfahren. Am Handgelenk eine Stulpe nach Wahl anzeichnen - diese wird später gerafft, geknöpft, gebunden, nach Belieben.

älterer Schnitt.  
Skizze von hier: http://www.glove.org/Modern/index.php

Daumen: das ist etwas schwieriger. Daumenaufriß zeichnen, wer kann, von beiden Seiten (das IST schwierig ;-) ). Daumenumfang messen, an 2-3 Stellen, diesen in den Aufriß einarbeiten. Den Daumenballenabdruck zuhilfe nehmen, um die untere Rundung zu formen. Den Abdruck zuhilfe nehmen, um das Daumenloch auszuschneiden. Lieber erst etwas weniger ausschneiden - wegnehmen kann man immer. Sitzt der Ballenn korrekt, innen noch einen schrägen Schnitt setzen. Noch bequemer, oder? Dieser Trick der Handschuhmacher garantiert die gute Beweglichkeit des Daumens, ohne daß man den Handschuh zerreißt. Denselben Schnitt auch am Daumenteil anbringen - Position siehe Skizze. (folgt noch - Kamera streikt abends IMMER)

Nähen: idealerweise von Hand, Leder knappkantig mit doppelten Schlingen, die dekorativ außen liegen. Für Bequeme oder Immernadelindenfingerstecher: Maschinennaht ist auch erlaubt.
Ergebnis: ein erster Probehandschuh aus einem Rest Jersey (nicht sehr elastisch, nahezu perfekt).
Den Daumen von Hand eingenäht, die Finger mit Maschine (Jersey ist nicht wirklich ein Lederersatz, er franst aus) - deswegen sehen die Finger dünner aus als geplant. Und sie sind kürzer. Aber: die Paßform ist für einen Erstling überraschend gut. Ein Handschuh...! Hurra!
Kritik: alles muß noch geübt werden. Finger besser ausmessen, die Finger tiefer bzw. tief genug einschneiden, Fingerteile anders zuschneiden, diesmal vielleicht nicht in V-Form sondern einzeln (also V-Muster zerschneiden, einnähen, untere Kanten zusammennähen, nachdem das Seitenteil ans Fingerteil genäht wurde). Daumen sitzt perfekt. Der beste Daumen aller Zeiten. :-)

Verfahren: 
Wie ich lernen durfte, existieren unterschiedliche Verfahren, Handschuhe herzustellen, die auch völlig unterschiedliche Formen und Qualitäten hervorbringen.
Der qualitativ beste und anspruchsvollste Handschuh ist aus feinem weichem nachgiebigem rückstellfähigem spezialgegerbtem und -behandeltem Handschuhleder, was idealerweise ähnliche Eigenschaften wie die normale Haut der Hand aufweist. Die Quadratur des Kreises sozusagen.
Die Auswahl des Materials ist entscheidend, ebenso wie die Zuschnittart.

Bestsitzende Handschuhe werden garantiert beim sogenannten Tafelzuschnitt: dabei wird das Leder in alle Richtungen ausgezogen und die Handschuhform zugeschnitten. Die Finger werden später ausgestanzt. Das Zusammennähen erfolgt per Hand oder mit einer speziellen Kantennahtmaschine (auch eine erfahrene Näherin benötigt zwischen 2 und 3 Stunden für ein Paar), gefüttert wird eher selten bzw. mit dünner Seide.

Mittelprächtig sitzende Handschuhe (Konfektionsware) - werden ausgestanzt, das verwendete Leder ist meist zäher und steifer, Nähte innenliegend mit Maschine ausgeführt. Paßform mäßig bis bescheiden, vor allem, wenn die Hand bewegt wird (Faust, Daumen nach außen drehen, Finger spreizen). Das ist leider der Standard der preiswerteren angebotenen Handschuhe.

Schlecht sitzende Handschuhe: gestanzt, schnell und effizient mit der Maschine zusammengenäht, dazu ein einfaches (unelegantes) Schnittmuster gewählt. Leder minderwertiger und schlechter geeignet. Arbeitshandschuh. ;-)

Wünsche viel Vergnügen und Erfolg beim Nähen der eigenen Handschuhe! Diesen und seinen Zwilling werde ich als Kosmetikhandschuh verwenden...
Sathiya

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